Was die Angaben zur Wassersäule für die Dichtheit eines Zeltes bedeuten

Bei den meisten Zelten, beziehungsweise bei den Zelt Kauf Angeboten, finden wir Angaben zur Wassersäule. Diese Angaben sollen uns Auskunft über die Dichtheit eines Materials geben. Angegeben wird die Wassersäule in Millimetern. Was genau es mit der Wassersäule auf sich hat, und wie trügerisch diese Werte erscheinen können, erschließt sich wenn man das Prüfverfahren versteht. Dennoch bieten gerade die Angaben zur Wassersäule einen entscheidenden Einblick darin, wie wasserdicht das Zelt wirklich ist. Es lassen sich aus diesem Wert wichtige Rückschlüsse ziehen. Aus diesem Grund wollen wir zunächst auf das Prüfverfahren zur Bestimmung der Wassersäule eingehen.

Messung der Wassersäule nach DIN EN 20811:1992

Zur Bestimmung der Wassersäule für einen Zeltstoff, ist ein Prüfverfahren nach DIN EN 20811:1992 vorgesehen. Dieses Prüfverfahren ermittelt die Wasser-Undurchlässigkeit des Zeltstoffes. Bei diesem Prüfverfahren handelt es sich um einen genormten (DIN), hydrostatischen Test. Zur Durchführung des Tests wird ein Muster des Zeltstoffes unter einen Glaszylinder gespannt. Dieser Zeltstoff bildet nun quasi den Boden des Zylinders. Jetzt wird 100mm hoch Wasser in den Zylinder gefüllt. Jede weitere Minute wird die Füllhöhe des Zylinders um 100mm erhöht. Wenn sich auf der Unterseite des Zeltstoffes Wassertropfen bilden (die durch das Material gedrückt werden), ist die Messung beendet und die Wassersäule ermittelt. Die DIN Norm besagt, das ab 3 Tropfen durchdringenden Wassers die Messung abgeschlossen ist. 

Was sagt dieser Test nun aus, und was bedeutet das für mein Zelt?

Der Test besagt, das zum Beispiel eine Wassersäule von 2000mm bei meinem Zelt bedeutet, das eine 2 Meter hohe Wassersäule auf den Zeltstoff drücken kann, bevor Wasser ins Zeltinnere gedrückt wird. Das hört sich nach einer gigantischen Menge Wasser an, jedoch ist der Wert trügerisch. Da es sich um einen hydrostatischen test handelt, wird rein der statische Druck der Wassersäule als Wert genommen. In der Praxis, beim Campen im offenen Gelände, herrschen andere Bedingungen. Hier geht Regen oft mit kräftigen Winden einher. Dann drückt das Wasser mit einer ganz anderen Kraft auf die Zeltwand. Laut gängiger Definition gilt ein zelt ab 1500mm Wassersäule als wirklich wasserdicht. Aus eigener Erfahrung können wir Ihnen sagen, dass das nicht so stimmt. Mit einem Zelt mit 1500mm Wassersäule überstehen Sie einen lauen kurzen Regenschauer, mehr nicht. 

Doch was ist nun empfehlenswert? Wie groß sollte die Wassersäule für ein gutes Zelt sein?

Diese Frage kann man nicht einfach so beantworten, denn die Nutzung ist hier nicht zu vernachlässigen. Jemand der das Zelt nur gelegentlich nutzt um bei schönem Wetter mal zu übernachten, hat andere Anforderungen an das Zelt als jemand der auf einer langen Tour auf das Zelt angewiesen ist. Wir möchten hier auf der Basis unserer langjährigen Erfahrungen folgende Einschätzung geben:

• Für den gelegentlichen Nutzer: Ein Zelt mit einer Wassersäule von 2000 bis 5000 mm sollte ausreichend sein, um auch mal ein mittleres Sommergewitter zu überstehen, ohne sich um das Zelt sorgen zu müssen.
• Für den regelmäßigen Nutzer und Camper: Das Dachzelt sollte auf Dichtheit mit einer Wassersäule von mindestens 5000mm geprüft sein. Niemand will sich Gedanken machen um Wassereinbruch auf einer längeren Tour oder Fernreise. Natürlich spielt die bevorzugte Route eine Rolle, und im Norden Europas braucht man die Dichtigkeit eher als auf einer Tour in wüstennahe Gebiete. Dennoch ist es ratsam nicht am falschen Ende zu sparen, denn ein gutes Dachzelt kostet auch nicht gerade wenig Geld und sollte demzufolge auch lange treue Dienste leisten.
• Der Dauernutzer oder Weltreisende: Die Wassersäule sollte 10.000mm oder mehr betragen. Das Zelt wird zum existenziellen Wohnraum über lange Zeiträume, da muss man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. 

Ich hoffe wir konnten mit dieser Einschätzung Ihre Entscheidung ein wenig erleichtern. Nur Sie kennen die Nutzung und Beanspruchung Ihres Dachzeltes. Sie allein müssen einschätzen was Sie brauchen. 

P.S.: In der Vergangenheit tauchen immer mehr Zelte auf, von namenlosen herstellern, die mit absolut wasserdichten Zelten und Wassersäulen von 800 mm oder weniger werben. Auch wenn die Preise verlockend sind, muss klar sein, das diese Zelte nicht mal einen kurzen Schauer trocken überstehen.